Vom 20. bis 21. September 2014 fand in der Saarlandhalle eine große Inklusionsveranstaltung der 2. Chance Saarland e.V. statt. Mit dem Projekt wurde die gesamte Saarlandhalle besetzt. Im oberen Bereich war samstags der „Tag der Begegnung“, am Tag darauf gab es eine Vorstellung mit dem Motto „Das Leben ist schön“, die im großen Saal vorgeführt wurde. Das gesamte Projekt lief unter der Bezeichnung „Begegnung ohne Barriere“ (BoB) und wurde von der „Aktion Mensch“ unterstützt.
Hier ein kleiner Rückblick:
17. September, in der Saarlandhalle war viel Trubel. Im unteren Bühnenbereich hingen die Traversen auf ein Meter Höhe, die großen Leintücher mussten befestigt werden, damit die Bühne abgesteckt ist. Später wurde die Traverse dann auf 6 Meter hochgezogen. Innerhalb von drei Tagen baute der Verein mit dem Aufbauteam die Bühne nach seinen Vorstellungen auf, Licht und Ton wurden von einer Technikfirma gestellt.
Im oberen Bereich wurden Infostände, Informationsmaterialien und die Wände für den „Tag der Begegnung“ aufgebaut.
Hier sollte ein Austausch, eine Begegnung stattfinden, bei der verschiedene Institutionen sich und ihre Arbeit mit Menschen mit Behinderung vorstellen können. Viele Künstler und Institutionen, die auch bei dem gesamten Projekt BoB dabei waren, präsentierten sich am 20. September hier. Zwei Mal fand eine Podiumsdiskussion statt, bei der die Inklusion das Thema war. Der Eintritt war kostenfrei und wurde daher von vielen Interessierten besucht. Für die Vorstellung am finalen Abend von BoB wurde ein Eintrittspreis von 5€ erhoben. Doch die Vorstellung selbst konnte nicht innerhalb von 3 Tagen geprobt werden, dafür wäre die Zeit zu kurz!
Seit Ende letzten Jahres hat die 2. Chance Saarland e.V. verschiedene Institutionen und Einrichtungen besucht, die mit Menschen mit Behinderung arbeiten. Dort führte sie verschiedene Workshops durch mit dem Ziel eine große Veranstaltung in der Saarlandhalle durchzuführen. An diesen Workshops konnten die Teilnehmer der Institutionen alles zunächst einmal ausprobieren, was später in der Saarlandhalle vorgestellt wurde. Im weiteren Verlauf wurden die Teilnehmer dann an die konkreten Bühnenfenster herangeführt. Immer unter dem Motto “Ihr dürft und sollt bei allem mit machen!”. Angeboten wurde: Verschiedene Tänze, Zirkus, Trommeln, Gesang und Musik. Um es den Einrichtungen zu erleichtern besuchte die 2. Chance Saarland e.V. mit den Referenten die Institutionen, diese stellten dann die Räumlichkeiten und Verpflegung. Ein weiteres Ziel war es, dass sich die Referenten und Teilnehmer gegenseitig kennen lernten. Doch bei allen Vorkenntnissen, die die Referenten mitbrachten, waren diese immer wieder auf Barrieren gestoßen, die es zu überwinden gab. So mussten die Referenten improvisieren, wenn verschiedene Teilnehmer mit Rollstühlen tanzen wollten, oder wenn einige Schwierigkeiten hatten, die Trommeln zu halten. Eine weitere Hürde war die Kommunikation mit den französischen Freunden aus Metz-Borny. Auch wenn die Begleiter alle zweisprachig waren, konnten sie nicht immer überall sein, weshalb auch viel mit Händen und Füßen kommuniziert wurde. Und trotz allem konnten die Barrieren gemeistert werden.
In den letzten zwei Tagen kamen sie dann alle in die Saarlandhalle. WZB Neunkirchen, Lebenshilfe Merzig, AWO mit dem Projekt „Passt genau!“, Zirkusschule Kokolores, Collegé (Metz-Borny), Pädagogisch-Soziale Aktionsgemeinschaft e.V. (PÄDSAK) und Miteinander Leben Lernen e.V., waren die Institutionen, die Teilnehmer mit in die Saarlandhalle brachten. Das Haus war voll. Alle waren schon die Tage angespannt gewesen.
Schließlich kam der Tag der Vorstellung, die letzten Vorbereitungen wurden getroffen. Die Generalprobe war noch lange nicht zu Ende, die ersten Zuschauer kamen in die Saarlandhalle, es wurde noch nachbestuhlt und die Sitzreihen wurden zurecht gemacht. Auf jedem Stuhl sollte ein Programmheft liegen.
17.45 Uhr die Zuschauer warteten weiter vor den Türen, während die Generalprobe immer noch nicht abgeschlossen war. Es musste gasgegeben werden, wenn die Vorstellung um 18.00 Uhr pünktlich beginnen sollte. Doch dann, dass was kaum noch einer für möglich gehalten hätte, pünktlich um 18.00 Uhr wurden die Tore geöffnet, die Zuschauer setzen sich und die erste Nummer begann.
Saied Teimouri, Gesamtprojektleiter der 2. Chance Saarland e.V., und alle Mitwirkenden hatten es wieder geschafft. Nach einer kurzen Rede von Herr Teimouri, wandte sich der Schirmherr Minister Storm mit ein paar Worten an alle Personen im Raum. Dann ging es im Programm auch schon weiter.
Alle Zuschauer waren sichtlich begeistert über die Darbietung und auch die Teilnehmer sowie alle Mitwirkenden ließen sich von den emotionalen und eindrucksvollen Darbietungen mitreißen. Vom Druck war nun nirgends mehr was zu spüren. Alles lief wie ein Uhrwerk, als hätten sie Wochen lang nur geprobt. Spätestens beim Finale (Bounce) bei dem man einfach mit bouncen (springen) musste, hielt es niemanden mehr auf den Stühlen.
Die Vorstellung war ein absoluter Erfolg. Ein Erfolg war sie auch, weil hier gezeigt wurde was Menschen mit Behinderung alles leisten können. Wozu sie im Stande sind, wenn man ihnen die Chance dazu gibt.
Bei der 2. Chance haben sie diese nicht nur bekommen, sondern auch souverän umgesetzt. „Das größte Lob, das wir bis jetzt gehört haben, war die Aussage, dass beim nächsten Mal mehr Menschen mit Behinderung auf der Bühne stehen sollten“, so Saeid M. Teimouri. Dies sah er als ein Lob, da in etwa die Hälfte aller Teilnehmer Menschen mit Behinderung waren. Das dies nicht erkennbar war, ist der Beweis, dass an diesem Abend die größte Barriere beseitigt wurde, die es gibt. Die Barriere, die in den Köpfen unserer Gesellschaft steckt, konnte an diesem Abend aus den Köpfen der Zuschauer genommen werden.
Ein Handicap war nirgends zu sehen, weil die 2. Chance und ihre Kooperationspartner es schafften, dass alle Zuschauer nur das Schöne, Tolle und Vorteilhafte in allen Künstlerinnen und Künstlern sahen.